Es muss endlich selbstverständlich werden, dass Eltern über den Tod ihres Kindes sprechen dürfen, ohne dafür schief angeguckt zu werden. Es muss endlich selbstverständlich werden, dass Eltern von Sternenkindern auch als Mama und Papa in unserer Gesellschaft gesehen und akzeptiert werden. Es muss endlich selbstverständlich werden, dass wir als Gesellschaft Familien nach dem Verlust ihres Kindes unterstützen. Eigentlich sollte das alles längst so sein – und doch weiß ich leider aus unserer eigenen Erfahrung vor 15 Monaten als unsere Tochter still geboren wurde, dass das alles in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich ist. Das scheinbare Tabuthema Sternenkinder muss aufgebrochen werden – daran will ich gerne nach Kräften mitwirken. Die FDP-Landtagsfraktion NRW mit ihrer gesundheitspolitischen Sprecherin Susanne Schneider hat das Thema in den Landtag gebracht und eine Veranstaltung unter dem Titel „Tabuthema Sternenkinder: Aufmerksamkeit schaffen – Eltern stärken“ durchgeführt. Ich bin sehr dankbar, dass ich an dieser Veranstaltung teilnehmen und die Perspektive der Papas in die Diskussion einbringen durfte. Es ist kein parteipolitisches, sondern ein gesellschaftliches Thema, was hoffentlich überparteilich vorangetrieben wird – so habe ich mein Statement begonnen.
➡ Wir brauchen eine „Väterzeit“ nach der stillen Geburt, damit auch der Vater, um sein Kind trauern und die Zeit mit seiner Familie verbringen kann.
➡ Oftmals hören Väter von Sternenkindern die Frage: Wie geht es Deiner Frau mit dem Verlust – ganz selten die Frage danach, wie es ihnen selbst geht. Hier brauchen wir ein Umdenken in unserer Gesellschaft, denn es sind eben beide Eltern geworden.
➡ Die Bestattung eines totgeborenen Kindes ist für die Eltern oftmals eine große Herausforderung. Die Möglichkeiten der Bestattung ergeben sich zum einen aus dem Geburtsgewicht des Kindes und zum anderen aus der jeweils kommunal gültigen Friedhofssatzung. Was also in Stadt A funktioniert, muss in Stadt B gar nicht erst möglich sein. Außerdem legen viele Städte und Gemeinden die gleichen Kosten für die Bestattung wie bei Erwachsenen zu Grunde. Familien, die also in Erwartung der Geburt ihres Kindes die ganze Kinderausstattung gekauft haben, werden dann auch noch mit Bestattungskosten der Kommunen – teilweise für ein Grab von über 2.000 EUR konfrontiert – ohne die Kosten für Sarg und Bestatter. Auch hier braucht es dringend ein Umdenken in den Städten und Gemeinden vor Ort – oder noch besser eine landesgesetzliche Regelung.
➡ Für viele Eltern wird das Grab des eigenen Kindes zu einem wichtigen Ort. Kindergräber sind dabei oft anders gestaltet als das Grab eines Erwachsenen. Ob Luftballons zum Geburtstag, Windrädchen oder eben deutlich bunter – all das sollte möglich sein. Immer wieder ist davon zu hören, dass Städte und Gemeinden dies verbieten. Ebenso sollte bei der Friedhofsplanung ein Ort auf dem Friedhof geschaffen werden, wo diese Kindergräber beieinander sind. Eine Sitzgelegenheit in Form einer Bank gehört ebenfalls dazu.
➡ Zum Glück gibt es für die Familien Unterstützungsangebote wie beispielsweise von Hope’s Angel mit der wunderbaren Birgit Rutz oder den Sternenkindfotografen von DEIN Sternenkind oder dem Verein Sternenkinder Duisburg u.v.a. Dieses Engagement für die Familien ist zum überwältigenden Teil ehrenamtlich und auf Spendenbasis organisiert. Die Organisationen müssen also jedes Jahr aufs Neue hoffen, dass sie ausreichend Geld für die Finanzierung ihrer Angebote zusammenbekommen. Etwas, dass für mich nicht sein kann. Wir brauchen hier eine institutionelle, öffentliche Förderung für Vereine und Organisationen, die Familien beim Umgang mit ihrer Trauer, bei Folgeschwangerschaften oder auch einfach bei der Schaffung der Erinnerung an ihre Kinder unterstützen. Da dies für die meisten Städte und Gemeinden eine sogenannte „freiwillige Leistung“ darstellt, sollte hier das Land eine einheitliche, unbürokratische Förderung auf den Weg bringen.
Dass ich diese Perspektive einnehmen kann, hätte ich mir natürlich nie gewünscht und gleichzeitig treibt mich die eigene Erfahrung nun an dem Thema mehr Raum zu geben und für die Eltern von Sternenkindern eine Lobby zu schaffen, denn für mich gilt: Jedes Kind hat die gleiche Liebe und Aufmerksamkeit verdient. Und gerade deshalb engagiere ich mich weiter mit Leidenschaft für ALLE Kinder.